Open Science, Open Reproducible Research, Open Access, Open Data, Open Science Repositories und Open Source: Informationen zur Öffnung der Wissenschaft und Tipps zur Beteiligung von Kindern als Citizen Scientists

Die Häufigkeit der Begriffe "Open Science", "Open Access", "Open Data" und "Open Source" im Google Book Korpus für das Englische (https://books.google.com/ngrams/)Die Häufigkeit der Begriffe "Open Science", "Open Access", "Open Data" und "Open Source" im Google Book Korpus für das Englische (https://books.google.com/ngrams/)

Dieser Blogbeitrag bietet Definitionen, Lese- und Videotipps sowie weitere Ressourcen zu zentralen Begriffen der Open Science. Open Science (auch Offene Wissenschaft genannt) zielt darauf ab, wissenschaftliche Forschungsergebnisse, Daten und Methoden für die breite Öffentlichkeit frei zugänglich zu machen. Damit sollen effektive Datennutzung, Forschungsqualität, Transparenz, Zusammenarbeit und Innovation in der wissenschaftlichen Gemeinschaft selbst, der Zugang zu Wissen im Bildungssystem und demokratische Entscheidungsprozesse gefördert werden. Zugleich ermöglicht der freie Zugang zu Informationen die Mehrfachnutzung vorhandener Daten und kooperative Projekte, was zur effektiven Nutzung bzw. Schonung von Ressourcen beiträgt. Somit birgt Open Science ein enormes Potential für die Wissenschaft selbst und individuelle Forschende. Von den frei verfügbaren Daten und Forschungsergebnissen profitieren aber auch die Gesellschaft als Ganzes, das Bildungssystem und alle Individuen, die durch den Zugang zu diesem Wissen fundiertere Entscheidungen treffen können.

Die Vielfalt von Begriffen im Bereich von Open Science kann verwirrend sein. Daher werden in diesem Blogbeitrag die folgenden zentralen Begriffe definiert:

Die Definitionen werden dabei jeweils ergänzt durch entsprechende deutsch- und englischsprachige Webseiten, Videos, Bücher, Fachartikel und andere Ressourcen.

Und natürlich gibt es – wie immer auf dem Sprache-Spiel-Natur-Blog einen persönlichen Sprachspinat-Tipp dazu, wie man spielerisch Sprachbildung, Naturbildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) miteinander verbinden kann. Diesmal geht es darum, wie man schon Kinder durch Citizen-Science-Projekte in die offene Wissenschaft mit einbeziehen kann. Hierzu gibt es u.a. Beispiele aus der Botanik – Citizen-Science-Projekte, die Spaziergänge interessanter machen und gleichzeitig zur Offenen Wissenschaft beitragen können.

Open Science (Open Research, Open Scholarship): Offene Wissenschaft

Der Begriff Open Science ist der Oberbegriff für die im Folgenden aufgelisteten Begriffe. Er bezieht sich auf die Praxis, den gesamten wissenschaftlichen Forschungsprozess, einschließlich Daten, Methoden und Ergebnissen, der Öffentlichkeit frei zugänglich zu machen. Zur Open Science gehören auch die offene Diskussion über die Definition von Open Science und die demokratische und offene Entwicklung von Open Science Guidelines, d.h. von Richtlinien für Open Science.

Definition

  • Die UNESCO Recommendation on Open Science lieferte 2021 die folgende Definition: „eine Reihe von Grundsätzen und Praktiken, die darauf abzielen, wissenschaftliche Forschung aus allen Bereichen zum Nutzen von Wissenschaftlern und der Gesellschaft insgesamt für jedermann zugänglich zu machen. Bei Open Science geht es nicht nur darum, sicherzustellen, dass wissenschaftliche Erkenntnisse zugänglich sind, sondern auch darum, dass die Produktion dieser Erkenntnisse selbst integrativ, gerecht und nachhaltig ist.“
  • Die Open Knowledge Foundation hat ein Projekt zur Definition des Begriffs Open Science durchgeführt. Dabei entstand die folgende Definition: „Wissen ist offen, wenn jeder frei darauf zugreifen, es nutzen, modifizieren und teilen kann – höchstenfalls unter Berücksichtigung von Maßnahmen, die die Herkunft und Offenheit bewahren.“
    Die Open Knowledge Foundation organisiert gerade ein Projekt für ein zeitgemäßes Update dieser Definition (Start März 2023).
  • Die Definition des EU-Projekts Foster Plus bezieht sich u.a. auf die Definition der Open Knowledge Foundation und findet sich im Open Science Training Handbook (S. 12): „Offene Wissenschaft ist das Praktizieren der Wissenschaft auf eine Weise, dass andere zusammenarbeiten und beitragen können, wobei Forschungsdaten, Laboraufzeichnungen und andere Forschungsprozesse frei verfügbar sind, unter Bedingungen, die eine Wiederverwendung, Weiterverteilung und Reproduktion der Forschung und ihrer zugrunde liegenden Daten und Methoden ermöglichen. Kurz gesagt, offene Wissenschaft ist transparentes und zugängliches Wissen, das durch kollaborative Netzwerke geteilt und entwickelt wird (Vicente-Sáez & Martínez-Fuentes 2018). Offene Wissenschaft zielt darauf ab, die Gründlichkeit, Verantwortlichkeit und Reproduzierbarkeit von Forschung zu erhöhen. Sie basiert auf den Prinzipien der Inklusion, Fairness, Gerechtigkeit und des Teilens und strebt letztendlich an, die Art und Weise zu verändern, wie Forschung betrieben wird, wer daran beteiligt ist und wie sie bewertet wird. Ihr Ziel ist es, Forschung für eine breitere Beteiligung, Überprüfung/Widerlegung, Verbesserung und (Wieder-)Verwendung zugänglicher zu machen, zum Nutzen der Welt.“
  • Die folgende Abbildung, die im Rahmen des Foster-Projekts entstanden ist, zeigt, dass viele der hier vorgestellten Begriffe sich als zentrale Begriffe in der vom Projekt entwickelten Open Science Taxonomie wiederfinden lassen. Für Erläuterungen s.:
    Pontika, N., Knoth, P., Cancellieri, M., & Pearce, S. (2015). Fostering Open Science to Research using a Taxonomy and an eLearning Portal. In: iKnow: 15th International Conference on Knowledge Technologies and Data Driven Business, 21-22 Oct 2015, Graz, Austria. https://doi.org/10.1145/2809563.2809571
Die Open Science Taxonomy des Foster-Projekts (s. "Fostering Open Science to Research Using a Taxonomy and an eLearning Portal" )

Die Open Science Taxonomy des Foster-Projekts (s. „Fostering Open Science to Research Using a Taxonomy and an eLearning Portal“ )

Informationen und Ressourcen

Die folgenden Webseiten bzw. Bücher bieten generelle Informationen, Empfehlungen und Richtlinien für Open Science sowie Links zu weiteren Ressourcen:

Open Reproducible Research: Offene reproduzierbare Forschung

Definition

  • Mit dem Begriff Offene Reproduzierbare Wissenschaft bezeichnet man die Praxis, wissenschaftliche Forschung so transparent zu gestalten, durchzuführen und zu dokumentieren, dass sie für andere Forschende leicht nachvollziehbar ist. So können diese Forschenden die gleichen Bedingungen schaffen und die Studie wiederholen. Dies ermöglicht es, zu überprüfen, ob die ursprünglichen Studien zu verlässlichen Ergebnissen führen.
  • Um Offene Reproduzierbare Wissenschaft zu fördern, betreibt man zum einen Forschung zu den Bedingungen, die erforderlich sind, um Studien reproduzieren zu können. So untersucht man z.B. wie Daten und Experimente am besten dokumentiert werden und welche Dateiformate sich am besten für die Langzeitarchivierung oder den Austausch zwischen unterschiedlichen Systemen eignen. Zum anderen macht man Forschungsdaten und wissenschaftliche Veröffentlichungen frei zugänglich (Open Access bzw. Open Data, s.u.). Darüber hinaus schafft man Werkzeuge wie (digitale) Labortagebücher oder Werkzeuge für festgelegte, gut dokumentierte und transparente Arbeitsabläufe (Open Science Workflow Tools).
  • Der Begriff Reproduzierbarkeit ist vom Begriff Replizierbarkeit zu unterscheiden.
  • Reproduzierbarkeit (Nachvollziehbarkeit):
    • Forschende gewähren allen freien Zugang zu den ursprünglichen Daten sowie Informationsmaterialien zu deren Erhebung, Verarbeitung und Analyse (z.B. Datenerhebungsmaterialien, Durchführungsprotokolle, Analyseskripte).
    • So können andere Forschende mit den ursprünglichen Daten die Analysen der ursprünglichen Studie nochmals durchführen und dabei u.a. herausfinden, ob bei der Ursprungsstudie Fehler oder Fälschungen gemacht wurden.
    • Man kann Reproduzierbarkeit somit durch offene Daten und Materialien sicherstellen.
    • Wenn eine Studie reproduzierbar ist, heißt das allerdings noch nicht, dass man mit der reproduzierten Studie dieselben Ergebnisse erzielt wie mit der ursprünglichen Studie. Es heißt nur, dass die Studie unter den selben Bedingungen durchgeführt werden kann.
  • Replizierbarkeit (Wiederholbarkeit)
    • Forschende gewähren allen freien Zugang zu den ursprünglichen Daten sowie Informationsmaterialien zu deren Erhebung, Verarbeitung und Analyse (z.B. Datenerhebungsmaterialien, Durchführungsprotokolle, Analyseskripte).
    • Andere Forschende können dann selbst mit einer neuen Stichprobe das Design, die Erhebungsinstrumente und die Analyseverfahren der ursprünglichen Studie anwenden und dabei die Stichproben und Datenerhebungsbedingungen möglichst vergleichbar halten.
    • Zu beachten: Man kann durch Offene Daten und Offene Materialien Replikationen ermöglichen, aber Replizierbarkeit nicht sicherstellen: Ein Experiment kann so klar beschrieben sein, dass man es sehr gut nahezu identisch in einer neuen Studie wiederholen kann. Dabei muss aber nicht notwendigerweise dasselbe Ergebnis herauskommen: Ein Grund kann sein, dass das ursprüngliche Ergebnis nicht verlässlich war, sondern ein Zufallsbefund. Ein weiterer Grund kann sein, dass bei der ursprünglichen Studie oder der neuen Studie Fehler begangen wurden, z.B. Abweichungen von den vorgesehenen Durchführungsverfahren oder Druckfehler in den Materialien. Außerdem kann es passieren, dass man trotz guter wissenschaftlicher Praxis nicht bei einer zweiten Stichprobe zum selben Ergebnis kommt, weil sich die Bedingungen nicht exakt reproduzieren lassen. So kann es unter Umständen sein, dass man in der Sprachwissenschaft ein Experiment mehrere Jahre nach dem ursprünglichen Experiment mit exakt gleichen Materialien und Verfahrensweisen wiederholt, aber sich die Bedingungen durch Sprachwandel verändert haben. Beispielsweise können manche Wörter, die den Versuchspersonen in einer Wortschatzstudie vorgespielt wurden, aufgrund von gesellschaftlichen Veränderungen zum Zeitpunkt der zweiten Studie sehr viel häufiger gebraucht werden als zum Zeitpunkt der ursprünglichen Studie. Dann kann man bei der Teilnahme am Experiment diese Wörter schneller erkennen, produzieren oder definieren als in der Ursprungsstudie, weil einem diese Wörter vertrauter sind als den Menschen, die an der ursprünglichen Studie teilgenommen haben. Eine Studie gilt erst dann als replizierbar, wenn eine oder mehrere Nachfolgestudien zum selben oder zu einem sehr ähnlichen Ergebnis kommen.

Es ist zu beachten, dass die beiden Begriffe Reproduzierbarkeit und Replizierbarkeit nicht einheitlich verwendet werden, s. die u.a. Veröffentlichung der amerikanischen National Academies of Sciences, Engineering, and Medicine. Manchmal wird beispielsweise einer der beiden Begriffe als Oberbegriff für beide verwendet. Wichtig ist aber, dass sowohl Reproduzierbarkeit als auch Replizierbarkeit die Veröffentlichung von Daten und die frei zugängliche Dokumentation von Materialien und Verfahrensweisen erfordern, d.h. Open Data.

Information und Ressourcen

  • Adam B, Lindstädt B. Elektronische Laborbücher im Kontext von Forschungsdatenmanagement und guter wissenschaftlicher Praxis – ein Wegweiser für die Lebenswissenschaften. ELN-Wegweiser. Stand: August 2019. ZB MED – Informationszentrum Lebenswissenschaften; 2019. https://doi.org/10.4126/FRL01-006415715
  • National Academies of Sciences, Engineering, and Medicine (2019). Reproducibility and Replicability in Science. Washington, DC: The National Academies Press. https://doi.org/10.17226/25303.
  • Nosek, B. A., Hardwicke, T. E., Moshontz, H., et al. (2022). Replicability, robustness, and reproducibility in psychological science. Annual review of Psychology, 73, 719-748. https://doi.org/10.1146/annurev-psych-020821-114157
  • Sandve GK, Nekrutenko A, Taylor J, Hovig E (2013) Ten Simple Rules for Reproducible Computational Research. PLoS Computational Biology, 9(10): e1003285. https://doi.org/10.1371/journal.pcbi.1003285
  • Schapira, M, Open Lab Notebook Consortium, Harding, RJ. (2019). Open laboratory notebooks: good for science, good for society, good for scientists. F1000Res, 8-87. https://doi.org/10.12688/f1000research.17710.2
Die Häufigkeit der Begriffe "Open Science", "Open Access", "Open Data" und "Open Source" im Google Book Korpus für das Deutsche (https://books.google.com/ngrams/)

Die Häufigkeit der Begriffe „Open Science“, „Open Access“, „Open Data“ und „Open Source“ im Google Book Korpus für das Deutsche (https://books.google.com/ngrams/)

Open Access: Offener Zugang (Frei zugängliche Veröffentlichungen)

Definition

  • Mit dem Begriff Open Access bezeichnet man den Zugang zu wissenschaftlichen Veröffentlichungen – ohne finanzielle, rechtliche oder technische Schranken. Zu diesen Veröffentlichungen zählen insbesondere wissenschaftliche Bücher, Forschungsartikel, Arbeitspapiere, aber auch andere akademische Inhalte. Dabei werden Forschungsergebnisse sowohl für Forschende und Studierende als auch für die breite Öffentlichkeit zugänglicher gemacht. Die entsprechenden Publikationen können so von jedem gelesen, verlinkt, heruntergeladen, abgespeichert, gedruckt und weitergegeben werden.
  • Dabei gibt es bei Forschungsartikeln und Büchern Unterschiede darin, (i) welche Version man frei weitergeben kann und (ii) ob Forschende (bzw. ihre Institution) dem Zeitschriftenverlag eine Gebühr dafür zahlen, dass der entsprechende Artikel frei für alle im Internet verfügbar ist und man ihn kostenlos herunterladen und weitergeben kann. Am bekanntesten sind die folgenden Modelle.
  • Diamant/Platin Open Access:
    • Online-Veröffentlichung (plus ggf. Druck) eines frei verfügbaren, nutzbaren und weitergebbaren Artikels oder Buches in einer Open Access Zeitschrift oder Buchreihe
    • keine Gebühren für diejenigen, die den Artikel bzw. das Buch geschrieben haben, und diejenigen, die ihn nutzen
  • Gold Open Access:
    • Online-Veröffentlichung (plus ggf. Druck) eines frei verfügbaren, nutzbaren und weitergebbaren Artikels oder Buches in einer Open Access Zeitschrift oder Buchreihe
    • Verlagsgebühren für diejenigen, die den Artikel bzw. das Buch geschrieben haben (oft von deren Forschungsinstitution oder Universität erstattet), aber kostenloser Zugang für diejenigen, die den Artikel bzw. das Buch nutzen oder weitergeben.
  • Green Open Access:
    • Online-Veröffentlichung (plus ggf. Druck) eines Artikels oder Buches in einer Open Access Zeitschrift oder Buchreihe
    • zusätzlich frei zugängliche Parallelveröffentlichung, Zweitveröffentlichung oder Selbstarchivierung (öffentliches Universitätsarchiv, Open Access Repositorium etc.)
    • frei zugängliche Version: typischerweise Preprint und nicht die finale Version in der Zeitschrift bzw. Buchreihe
    • z.T. zeitliche Beschränkungen (Embargo): frei zugängliche Version erscheint nicht zum gleichen Zeitpunkt wie die Verlagspublikation, sondern erst nach einem vom Verlag festgelegten Zeitraum, um dem Verlag Zeit zu geben, die Erstpublikation wirtschaftlich zu nutzen

Wichtig für die Auffindbarkeit von (Open Access) Veröffentlichungen sind auch digitale Objektidentifizierungen (DOIs), d.h. Weblinks, die fest mit dem Dokument verbunden sind. Mit einer DOI kann z.B. ein Artikel stets gefunden werden, auch wenn er auf eine andere Webseite verlagert wird. Dies ist u.a. deshalb wichtig, da mittlerweile viele Artikel schon online auf der „First View“-Seite einer Zeitschrift zugänglich gemacht werden, bevor der entsprechende Band der Zeitschrift fertiggestellt ist. Damit ergibt sich eine Verschiebung des Artikels von der First-View-Seite zur Seite des entsprechenden Zeitschriftenbandes. Durch die DOI bleibt der Artikel dennoch leicht auffindbar: Ein Klick auf den DOI-Link führt stets zum Artikel, auch wenn er mittlerweile auf einer anderen Webseite gespeichert ist.

Information und Ressourcen

  • Das Directory of Open Access Journals ist ein Verzeichnis für Open-Access-Zeitschriften
  • Sherpa Romeo erlaubt die Suche nach Open-Access-Zeitschriften und bietet Details zu den jeweiligen Bedingungen für Open Access
  • Die Online Library and Publication Platform (OAPEN) ist eine Online-Bibliothek von Open-Access-Büchern
  • Das Projekt Gutenberg ist die weltweit größte deutschsprachige Open-Access-Volltext-Literatursammlung.
  • Das vom deutschen Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Open-Access.net bietet Informationen zu Open Access (Grundlagen, Fachdisziplinen, Finanzierungs- und Rechtsfragen), unterstützt die Vernetzung von Forschenden (digitale Fokusgruppen, Forum, Barcamp und Staff Weeks) und bietet Fortbildungen und Services (Helpdesk, Open-Access-Suche, Materialien, Nachrichten und Kalender).
  • Open Access Publikationen zu Open Access:
  • Barnes, L. (2018). Green, gold, diamond, black – what does it all mean? [Open Book Publishers blog]. https://doi.org/11647/OBP.0173.0089
  • Böhm, D., Tillmann, D., Grossmann, A., & Reiche, M. (2021). Überblick über offene Standards im wissenschaftlichen Publizieren/Overview of open standards in scientific publishing. ScienceOpen Posters. https://doi.org/14293/S2199-1006.1.SOR-.PPNKUIH.v1
  • Frank, J., Foster, R., & Pagliari, C. (2023). Open access publishing – noble intention, flawed reality. Social Science & Medicine, 317, 115592. https://doi.org/10.1016/j.socscimed.2022.115592
  • Haspelmath, M. (2013). Why open-access publication should be nonprofit—a view from the field of theoretical language science. Frontiers in Behavioral Neuroscience, 7(57), n.p.
    https://doi.org/10.3389/fnbeh.2013.00057
  • Pampel, H., & Strecker, D. (2020). Wissenschaftliche Fachgesellschaften und Open Access in Deutschland: Bericht. Helmholtz Open Science Office. https://doi.org/10.2312/os.helmholtz.009
  • Söllner, K., & B. Mittermaier (2017). Praxishandbuch Open Access. De Gruyter. https://doi.org/1515/9783110494068

Open Data: Offene Daten (Frei zugängliche Daten)

Definition

  • Dieser Begriff bezieht sich auf den uneingeschränkten und kostenlosen Zugang zu Forschungsdaten und ggf. den Schritten zu ihrer Aufbereitung und Analyse.
  • Offene Daten dürfen keine personenbezogenen Daten oder Daten beinhalten, die der Datenschutzverordnung unterliegen.
  • Für das Teilen von Daten und ihre langfristige Verfügbarkeit sind öffentliche Langzeitarchive, d.h. Open Repositories, sowie freie Lizenzen erforderlich, wie z.B. die Creative Commons Licences, die man auch bei Offenen Bildungsmaterialien (Open Educational Resources, OERs) verwendet (s. Blogbeitrag zu OERs).

Information und Ressourcen

  • 2014 wurden im niederländischen Leiden die internationalen FAIR-Prinzipien formuliert und nach einer öffentlichen Konsultation 2016 später veröffentlicht. Diese Richtlinien sollen die Zugänglichkeit und Wiederverwendung von Daten gewährleisten. FAIR ist ein Akronym für:
    • Findable – auffindbar
    • Accessible – zugänglich
    • Interoperable – interoperabel
    • Reusable – wiederverwendbar
  • Für Details, s.: Wilkinson, M., Dumontier, M., Aalbersberg, I. et al. (2016). The FAIR Guiding Principles for scientific data management and stewardship. Scientific Data 3, 160018 https://doi.org/10.1038/sdata.2016.18
  • Auf der Talkbank-Webseite findet man ein Video, das die Vorteile von Open Data zeigt
  • Literatur zu Open Data:
    • Landi A, Thompson M, Giannuzzi V, & et al. (2020). The “A” of FAIR – As Open as Possible, as Closed as Necessary. Data Intelligence, 2(1-2). 47-55. https://doi.org/10.1162/dint_a_00027
    • Mons, B., Schultes, E., Liu, F., & Jacobsen, A. (2020). The FAIR principles: First generation implementation choices and challenges. Data Intelligence, 2(1-2), 1-9. https://doi.org/1162/dint_e_00023
    • Betancort Cabrera, N., Bongartz, E. C., Dörrenbächer, N., Goebel, J., Kaluza, H., & Siegers, P. (2020). White Paper on implementing the FAIR principles for data in the Social, Behavioural, and Economic Sciences (No. 274). RatSWD Working Paper. https://doi.org/17620/02671.60
    • Kubicek, H., & Jarke, J. (2020). Offene Daten (Open Data). In T. Klenk et al. (Eds.) Handbuch Digitalisierung in Staat und Verwaltung (pp. 1-15). Springer Fachmedien. https://doi.org/10.1007/978-3-658-23669-4_5-1
Die Häufigkeit der Begriffe "Offene Wissenschaft", "Offene Daten" und "Offene Software" im Google Book Korpus für das Deutsche (https://books.google.com/ngrams/)

Die Häufigkeit der Begriffe „Offene Wissenschaft“, „Offene Daten“ und „Offene Software“ im Google Book Korpus für das Deutsche (https://books.google.com/ngrams/)

Open Science Repositories: Offene wissenschaftliche Repositorien

Definition

  • In Offenen Repositorien können Forschungsprojekte oder individuelle Forschende Forschungsdaten, Datenerhebungsinstrumente, Analysedokumentationen und neue entwickelte Forschungssoftware archivieren und für andere zugänglich machen. Dabei werden häufig auch die entsprechenden Open-Access-Publikationen mit archiviert oder verlinkt.
  • Um den Datenschutz zu gewährleisten, wird bei Offenen Repositorien der Zugang zu anonymisierten Daten typischerweise für alle freigegeben, während vertraulichere Daten nur für einen genau definierten engeren Personenkreis verfügbar sind (z.B. Forschende in kooperierenden Projekten, die Vertraulichkeitserklärungen unterschrieben haben).
  • Damit nicht auch die Daten selbst und nicht nur daraus resultierende Daten zitierbar sind, erhalten Daten in Offenen Repositorien typischerweise DOIs und werden mit Angaben für das korrekte Zitieren des Datensatzes versehen.

Information und Ressourcen

  • Ferreira, V., Lukschy, L., Watyam, B., Ungsitipoonporn, S., & Seyfeddinipur, M. (2021, October). A website is a website is a website: Why trusted repositories are needed more than ever. In Proceedings of the 1st International Workshop on Digital Language Archives 2021. University of North Texas. https://ris.cdu.edu.au/ws/files/46918469/LangArc2021_Proceedings_7Oct2021.pdf#page=8
  • Generelle Repositorien
  • Daten und Erhebungsinstrumente aus der Bildungsforschung: Verbund Forschungsdaten Bildung
  • Aufnahmen gesprochener Sprache, von Kindern und Erwachsenen, mit oder ohne sprachliche Beeinträchtigungen (z.B. Aphasie oder kindliche Sprachentwicklungsstörungen): Talkbank
  • Erhebungsinstrumente zur Mehrsprachigkeit (z.B. Fragebögen oder Bilder für Bildbeschreibungen): IRIS database
  • Erhebungsinstrumente für die sprachwissenschaftliche (Feld-) Forschung: TULQuest
  • Zu Softwarerepositorien, s. Abschnitt über Open Source

Open Source: Offene Software (Frei zugängliche Software, Offener Quellcode)

Definition

  • Offene reproduzierbare Forschung fördert die Verwendung von offenen Standards und Werkzeugen. Das bedeutet, dass die in einer Studie verwendeten Formate, Protokolle und Software so gewählt werden sollten, dass sie für andere leicht zugänglich und verwendbar sind und Daten leicht zwischen unterschiedlichen Softwareumgebungen ausgetauscht werden.
  • Außerdem sollte Software so gestaltet sein, dass einzelne Forschende oder Forschungsteams den Code einsehen, ihn überprüfen, ihn gegebenenfalls verbessern oder ergänzen und die Ergänzungen weitergeben können. Um dies zu gewährleisten, muss der Quellcode von Software und von digitalen Tools zur Datenerhebung und -auswertung frei zugänglich gemacht werden. Dies ermöglicht Qualitätskontrollen für Software und fördert Transparenz, Kooperation und Innovation.
  • Beispiele für Open-Source-Projekte sind das Betriebssystem Linux und die Programmiersprache Python sowie die vielen Softwarepakete für statistische Auswertungen, die in der Programmiersprache R geschrieben wurden und mit anderen über Online-Repositorien geteilt werden.
  • Um das Engagement der Menschen anzuerkennen, die Open-Source-Software entwickeln, zitiert man die Veröffentlichung(en) über die betreffende Software, die mit der Software selbst auf der Open-Source-Plattform verlinkt oder veröffentlicht wird.

Information und Ressourcen

  • Viele Projekte, Unternehmen und Einzelpersonen nutzen GitHub, um gemeinsam an Open-Source-Softwareprojekten zu arbeiten. GitHub ist eine webbasierte Plattform für die Versionsverwaltung von Softwareprojekten. Hier kann man den Quellcode der Projekte hosten, verwalten und gemeinsam daran zu arbeiten. Die Plattform bietet zahlreiche Funktionen, u.a. für die Zusammenarbeit, das Nachverfolgen von Änderungen, das Zusammenführen von Codeänderungen verschiedener Personen oder das Verfolgen von Problemen (Issues), das die Grundlage für Verbesserungen bildet.
  • Literatur zu Open Source:

Ananassalbei mit Flora Incognita bestimmen Mein persönlicher Sprachspinat-Tipp

Wie die vorgestellten Publikationen, Webseiten und Videos zeigen, fördert Open Science die effektive Datennutzung sowie Forschungsqualität, Transparenz, Zusammenarbeit und Innovation in der wissenschaftlichen Gemeinschaft selbst. Zugleich ermöglicht die Öffnung der Wissenschaft auch der breiten Öffentlichkeit den Zugang zum aktuellen Stand des Wissens und bietet dadurch eine bessere Basis für Bildung und demokratische Entscheidungsprozesse.

Darüber hinaus bildet Offene Wissenschaft auch eine Ideale Grundlage für die Entwicklung und Verbreitung Offener Bildungsmaterialien. Solche Open Educational Resources (OERs) sind z.B. Arbeitsblätter, Lehrbücher oder Erklärvideos, die frei zugänglich sind, frei mit anderen geteilt werden können – und so das Wissen aus der Wissenschaft in den Bildungsbereich bringen. Auf dem Sprachspinat-Blog gibt es bereits einen Beitrag dazu, wie man solche OERs finden, erstellen oder teilen kann.

Offene Wissenschaft ist auch immer häufiger mit sogenannten Citizen-Science-Projekte verbunden, bei denen Menschen, die nicht selbst im Wissenschaftsbereich angestellt sind, bei der Erhebung, Aufbereitung oder Analyse von Daten mitarbeiten. Auch hierzu gibt es bereits einen Artikel auf dem Sprachspinat-Blog, mit der Erläuterungen zum Konzept und Beispielen aus den Natur- und Sprachwissenschaften.

Ein aktuelles Beispiel für Citizen Science ist die App „Plapper“ des Zentrums für Allgemeine Sprachwissenschaft in Berlin, mit der Personen eigenständig und von zu Hause an kurzen Umfragen zum Sprachgebrauch und an Studien zur Aussprache des Deutschen teilnehmen können. So können für Analysen zu Dialekten und regionalen Varietäten Forschungsdaten aus dem gesamten deutschsprachigen Raum gesammelt werden, und zwar auch von Menschen, die üblicherweise nicht für Studien in ein Universitätslabor kommen würden. So wird die Studie repräsentativer. Außerdem können so größere Datenmengen erhoben werden, als wenn Forschende Menschen auf einzeln auf der Straße ansprechen, an einen ruhigen Aufnahmeort begleiten und dort aufnehmen müssten.

Ein weiteres Beispiel sind Langzeitprojekte zur Botanik, an denen auch Kinder sich beteiligen können. In einem früheren Beitrag auf dem Sprachspinat-Blog wurden bereits Pflanzenbestimmugns-Apps vorgestellt. Darunter waren auch die Apps von Floraincognita und Plantnet. Mit diesen Apps kann man ohne botanische Vorkenntnisse Pflanzen bestimmen, indem man Fotos hochlädt. Mithilfe der Fotos und des Fundortes der Pflanzen können die Projekte dann ermitteln, was wann wo wächst – und so Veränderungen in der biologischen Diversität erfassen. Dies ist wichtig, z.B. um zu erkennen, ob manche Pflanzen vom Aussterben bedroht sind oder ihre Blühzeiten sich durch Klimaveränderungen verschieben. Die Apps selbst sind zwar für Erwachsene gedacht, aber man kann sie auch in Bildungseinrichtungen oder privat zusammen mit Kindern nutzen. Diese können Pflanzen auswählen, die bestimmt werden sollen und beim Fotografieren mithelfen. So lernen sie sowohl Fotografieren und Pflanzenbestimmung – und, dass alle an wissenschaftlichen Erkenntnissen teilhaben und zu selbst zur Wissenschaft beitragen können. Gleichzeitig können sie ihren Wortschatz um viele Pflanzennamen erweitern. Darüber hinaus kann man beim Sprechen über die Pflanzen auch noch Wörter zur Beschreibung von Blättern kennenlernen und einüben, z.B. gelappt, gesägt, gefiedert, lanzettlich, nierenförmig, herzförmig, oder handförmig.

Citizen-Science Aktionen zur Natur findet man auf der Webseite des Naturschutzbunds Deutschland (NABU), z.B. das Vogelbeobachtungsprojekt, zu dem jedes Jahr aufgerufen wird. Bei diesen Beobachtungen kann man Kinder einbeziehen und Vogelnamen sowie Wörter zur Beschreibung von Vögeln lernen. Weitere aktuelle Informationen zu Citizen-Science-Projekten und ihren Ergebnissen findet man auf der Webseite Forschung und Lehre mit dem Suchbegriff „Citizen Science“.

Viel Spaß beim Forschen, egal ob beruflich oder als Citizen Scientist!