Der heutige Blogartikel bietet deutschsprachige und englischsprachige Richtlinien und Ressourcen zur Forschungsethik, mit einem Schwerpunkt auf der Sprachwissenschaft und benachbarten Disziplinen (Psychologie, Anthropologie, Medizin, Computer Science). Dieser Blogartikel ist Teil einer Reihe zur (Umwelt-) Ethik, die im Zusammenhang mit einer demnächst erscheinenden Publikation stehen. Weitere Beiträge aus dieser Reihe sowie ältere Beiträge mit anderen Ethikthemen findet man mit dem Tag „Ethik„.
Am Ende des Beitrags gibt es einen persönlichen Sprachspinat-Tipp dazu, wie man sich dem Thema Wissenschaftsethik nähern kann, auch wenn man (noch) nicht selbst in der Forschung arbeitet.
Inhalt
- Historischer Hintergrund
- Deutschsprachige Einführungsliteratur zur Forschungsethik
- Deutschsprachige Webseiten zur Forschungsethik
- Core Research Ethics Readings for Linguistics (English)
- Websites with Ethics Resources (English)
- (Research) Ethics Journals (English)
- Recent Ethics Guidelines and Codes of Conduct (English, since 2000)
- Mein persönlicher Sprachspinat-Tipp
Historischer Hintergrund
Die aktuellen Ethikrichtlinien für (sprach-) wissenschaftliche Forschung entwickelten sich in 4 Schritten
- Bioethik und der Schutz der an Studien teilnehmenden Menschen,
- Sprachgemeinschaften und indigene Völker und ihre Sprach-, Eigentums- und Selbstbestimmungsrechte,
- Integrität, professionelle Standards und Open Science,
- Umweltethik und nachhaltigere Wissenschaftspraktiken.
Bioethik und der Schutz der an Studien teilnehmenden Menschen
Den Hintergrund für die Entwicklung von Ethikrichtlinien für die Forschung am Menschen (Bioethik) waren zum einen die-„Experimente“, die zur Zeit des Nationalsozialismus mit Menschen in Konzentrationslagen ohne deren Einwilligung durchgeführt wurden und meist zum Tod oder schweren Schäden führten. Als Reaktion darauf wurden der Nürnberger Kodex (1947) und die Genfer Erklärung (1948) entwickelt. Hier wurde gefordert, dass alle Menschen als autonome Wesen zu respektieren seien, die nur in Studien untersucht werden dürfen, wenn sie nach ausreichender Information ausdrücklich und freiwillig eingewilligt haben. Außerdem sollten Risiken und potentielle Schäden möglichst vermieden oder geringgehalten werden und es sollten positive Effekte für die Gesellschaft zu erwarten sein, also ein relativ großer Nutzen.
Eine weitere Entwicklung wurde ausgelöst durch die Tuskegee-Syphilis-Studie (1932 to 1972), bei der Afroamerikanern in den USA, die an Syphilis erkrankt waren, Medikamente verweigert wurden, um sie ungefragt als Kontrollgruppe zu missbrauchen. Hier trug eine Gruppe alle Risiken, sodass der potenzielle Nutzen der Studie und ihre offensichtlichen Risiken nicht gerecht verteilt wurden. Dieser Mangel an Fürsorge und Gerechtigkeit für die Studienbeteiligten führte 1974 zur Erklärung von Helsinki und 1979 zum Belmont Report in den USA. Daraufhin wurden Ethikkommissionen für wissenschaftliche Institutionen (Institutional Review Boards, IRB) in den USA eingeführt – und später auch in anderen Ländern.
Die Reaktionen auf die KZ-Experimente und die Tuskegee-Syphilis-Studie zusammen mit einem zunehmenden Bewusstsein für die Wichtigkeit vertraulicher Datenbehandlung führten zur Entwicklung erster ethischer Prinzipien für die Forschung mit Menschen, sog. Prinzipien der Bioethik (Beauchamp & Childress 2008):
- Respekt für Autonomie (englisch: respect for autonomy; Basis für informierte Einwilligung, Ehrlichkeit, Vertraulichkeit),
- Schadensvermeidung (Non-Malefizienz; englisch: nonmaleficence),
- Fürsorge (Hilfeleistung, englisch beneficence),
- Gerechtigkeit (englisch: justice).
Beauchamp, T. L., & Childress, J. F. (1979/2019). Principles of biomedical ethics. New York:Oxford: Oxford University Press.
Sprachgemeinschaften und indigene Völker und ihre Sprach-, Eigentums- und Selbstbestimmungsrechte
Mit der Dekolonialisierungs‑ und Unabhängigkeitsbewegung in den 1950er und 1960er Jahren stieg das Bewusstsein für die negativen Folgen der Kolonialisierung und für die Ausbeutung indigener Völker. Später kam noch die Beobachtung hinzu, dass indigene Sprachen zunehmend vom Aussterben bedroht sind, was sich wiederum negativ auf die damit verbundenen Kulturen und Gesellschaften auswirken kann.
In der Sprachwissenschaft stieg dadurch einerseits das Bedürfnis, bedrohte Sprachen zu dokumentieren und zu untersuchen, solange es noch möglich war. Andererseits erkannte man, dass die bisherigen sprachwissenschaftliche Studien zu indigenen Sprachen typischerweise den Forschenden Wissen, Publikationen und Einkommen gebracht hatten, aber oft keine oder nur relativ geringe Vorteile für die „Untersuchten“ selbst. Diese waren typischerweise auch nicht an der Forschungsplanung oder -durchführung und bei der Festlegung von Zielen und Fragestellungen beteiligt. Außerdem wurde immer klarer, dass man bei vielen Studien nicht die Rechte von Gemeinschaften an ihrem sprachlichen und kulturellen Wissen berücksichtigt hatte. Zudem wurden häufig die indigenen Organisationsstrukturen ignoriert, z.B. dass der Zugang zu bestimmten kulturellen Informationen nur bei gemeinsamer Entscheidung der Gruppe erfolgen sollte.
Mit zunehmendem Bewusstsein für diese unethische Ausnutzung von Sprachgemeinsschaften und indigenen Völkern durch die Wissenschaft entstanden neue Richtlinien (vgl. z.B. die Ethik-Richtlinien der Linguistic Society of America 2009 und 2019). Diesen Richtlinien zufolge sollen Projekten nicht nur zu oder über Sprachgemeinschaften, sondern auch für sie und mit ihnen gestaltet werden. Solche partizipativen und kollaborative Forschungsverfahren sollten auch das Training von lokalen Projektmitgliedern zur Verringerung von Wissensgefällen involvieren und die Sprach- und Kulturrechte von Gemeinschaften und die indigenen Organisationsstrukturen berücksichtigen.
Integrität, professionelle Standards und Open Science
In den 1980er Jahren stieg der Druck auf Forschende, möglichst viel zu publizieren („publish or perish“). Dadurch kam es zu mehreren Skandalen um Datenfälschungen und anderen Formen von wissenschaftlichem Fehlverhalten. Dies regte eine Diskussion über die Notwendigkeit entsprechender Richtlinien und Kontrollmechanismen an.
Diese Diskussionen führten zum Konzept der „Offenen Wissenschaft“ (Open Science): Damit man Ergebnisse von Studien und ihre Durchführung überprüfen kann, sollen in der offenen Wissenschaft Bücher und Zeitschriftenartikel (open access) für alle frei und kostenlos einsehbar sein. Dasselbe gilt für die Daten und Analyseschritte (open data) sowie die verwendete Software (open source). , Idealerweise sollten für die Speicherung und Verfügbarmachung Open-Science-Repositorien (open science repositories) zur Verfügung stehen.
Open Science erlaubt es, die Methodik und Ergebnisse von Studien kritisch zu untersuchen. Zugleich kann man überprüfen, ob man bei einer erneuten Durchführung der Studie (Reproduktion, reproduction) unter vergleichbaren Bedingungen zu denselben Befunden gelangt (Replikation, replication). Eine erfolgreiche Replikation würde die Befunde der ursprünglichen Studie unterstützten. Eine fehlgeschlagene Replikation sollte der Anlass dafür sein, genauer zu überprüfen, was die Ursache für die Diskrepanz zwischen den Studien war: eine inkorrekte Hypothese zum betreffenden Phänomen, ein wissenschaftliches Fehlverhalten oder aber geringfügige Veränderungen in der Durchführung oder den Materialien der Studie.
Ein weiterer Schritt hin zur offenen Wissenschaft sind registrierte Publikationen (registered reports), bei denen eine Studie vorher öffentlich angemeldet wird, sodass sie bei unerwünschten Ergebnissen nicht einfach unveröffentlicht und verborgen bleibt.
Zu Empfehlungen für offene Wissenschaft mit entsprechenden Literaturangaben und Online-Ressourcen vgl. den Blogartikel zu Open Science auf dem Sprache-Spiel-Natur-Blog.
Aktuelle Richtlinien enthalten neben Empfehlungen zu Open Access, Open Data etc. auch Richtlinien zum integren persönlichen und professionellen Umgang mit Studierenden, Lehrenden und Forschenden innerhalb der Wissenschaft entwickelt. Hintergrund war zum einen die #metoo-Bewegung, die auf sexuelle Übergriffe v.a. bei Machtgefällen aufmerksam machte, sowie die Beobachtung, dass wissenschaftliches Fehlverhalten oder sexuelle Übergriffe oft erst dadurch zustande kamen oder verborgen bleiben konnten, weil dafür günstige strukturelle Bedingungen und Abhängigkeitsverhältnisse bestanden.
Beispiele für Richtlinien zur wissenschaftlichen Integrität und zur offenen und verantwortlichen Wissenschaft sind das Singapore Statement on Research Integrity der World Conference on Research Integrity (2010) und der European Code of Conduct for Research Integrity (letzte Überarbeitung 2023). Zu den Prinzipien solcher Richtlinien zählen u.a. Verlässlichkeit, Ehrlichkeit, Respekt und Rechenschaftspflicht. Dabei werden nicht nur die Rechte und das Wohlergehen der Menschen berücksichtigt, die als Versuchspersonen an Studien teilnehmen, sondern alle, die am Wissenschaftsprozess beteiligt sind, also alle von der Instituts- bzw. Laborleitung und den Forschungsförderungsinstitutionen bis hin zu Mitarbeitenden und Studierenden.
Umweltethik und nachhaltigere Wissenschaftspraktiken
Trotz des steigenden Bewusstseins für die Folgen von Klimawandel, Biodiversitätsverlust und Umweltverschmutzung sind Richtlinien für umweltfreundlichere und nachhaltigere Formen der Wissenschaft bislang noch nicht in Ethikrichtlinien für die Sprachwissenschaft aufgenommen wurden. Es gibt aber bereits einige Empfehlungen und Richtlinien, z.B. für Forschungsprojekte, die von der EU im Rahmen von Marie Skłodowska-Curie Actions gefördert werden: die Marie Skłodowska-Curie Actions (MSCA) Green Charter:
- reduzieren, wiederverwenden und recyceln (reduce, refuse, recycle),
- Förderung des grünen Einkaufs für projektbezogene Materialien,
- Sicherstellung der Nachhaltigkeit von Projektveranstaltungen,
- Verwendung emissionsarmer Transportmittel,
- Förderung von Telekonferenzen, wann immer dies möglich ist,
- nachhaltige und erneuerbare Energieformen nutzen,
- Sensibilisierung für ökologische Nachhaltigkeit,
- Ideen und Beispiele für Best Practices teilen.
Solche Richtlinien sind im Einklang mit den 17 UN-Zielen für nachhaltige Entwicklung (s. Blogartikel zur Bildung für nachhaltige Entwicklung).
Deutschsprachige Einführungsliteratur zur Forschungsethik
Einige dieser Einführungen sind Open Access (s. Links).
- Döring, N., & Bortz, J. (2016). Forschungs- und Wissenschaftsethik. In N. Döring & J. Bortz (Hrsg.), Forschungsmethoden und Evaluation in den Sozial- und Humanwissenschaften (S. 122–139). Springer.
- Eisend, M., Kuß, A. (2023). Grundlagen empirischer Forschung. Springer.
[S. insbesondere das Kapitel zu Forschungsethik und Forschungspraxis] - Fuchs, M., Heinemann, T., Heinrichs, B., Hübner, D., Kipper, J., Rottländer, K., … & Völker-Albert, M. (2016). Forschungsethik: Eine Einführung. J. B. Metzler.
- Reydon, T. (2013). Wissenschaftsethik: Eine Einführung. UTB.
- Schnell, M. W., & Dunger, C. (2018). Forschungsethik: Informieren–reflektieren–anwenden. Hogrefe.
Deutschsprachige Webseiten zur Forschungsethik
- Internationales Zentrum für Ethik in den Wissenschaften (IZEW)
- Deutsche Forschungsgemeinschaft: Informationen und Leitlinien zur guten wissenschaftlichen Praxis
- Ombudsgremium für wissenschaftliche Integrität in Deutschland
Core Research Ethics Readings for Linguistics
- Beauchamp, T. L., & Childress, J. F. (1979/2019). Principles of biomedical ethics. New York:Oxford: Oxford University Press.
- Bowern, C. (2010). Fieldwork and the IRB: A snapshot. Language 86 (4). 897-905.
- Cameron, D., Frazer, E., Harvey, P., Rampton, M.B.H., & Richardson, K. (1992). Researching Language: Issues of Power and Method. London: Routledge.
- Chelliah, S. L. & de Reuse, W. J. (2011). Handbook of descriptive linguistic fieldwork. Springer.
- Chevalier, J. M. & Buckles, D. J. (2019). Participatory action research: Theory and methods for engaged inquiry.
- D’Arcy, A. & Bender, E. M. (2003). Ethics in Linguistics. Annual Review of Linguistics 49-69.
- Dobrin, Lise M. & Schwartz, S. (2016). Collaboration or participant observation? Rethinking models of “linguistic social work”. Language Documentation & Conservation 253–277.
- Hall, Budd L. & Rajesh Tandon. 2017. Decolonization of knowledge, epistemicide, participatory research and higher education. Research for All 1(1). 6-19.
- Kruger, Mariana, Paul Ndebele & Lyn Horn (eds.). 2014. Research ethics in Africa: A resource for research ethics committees. Stellenbosch: African Sun Media.
- Leonard, Wesley Y. 2023. Thoughts on the ethics of the international decade of indigenous languages (Speech). Colorado Environmental Law Journal
- Mallinson, Christine. 2018. Ethics in linguistic research. In Lia Litosseliti (ed.), Research methods in linguistics. London: Bloomsbury Academic. 57-84.
- Musgrave, Simon & Nick Thieberger. 2006. Ethical challenges in documentary linguistics. Selected Papers from the 2005 Conference of the Australian Linguistic Society.
- Rice, Keren. 2011. Ethical issues in linguistic fieldwork. In Thieberger, Nicholas (ed.), The Oxford handbook of linguistic fieldwork, 408–429. Oxford: Oxford University Press.
- Roelke Volker, Giovanni Maio (eds.). 2004. Twentieth century ethics of human subject research. Historical perspectives on values, practices, and regulations. Stuttgart: Franz Steiner Verlag.
- Schücklenk, Udo & Richard Ashcroft. 2000. International research ethics. Bioethics 14(2). 158-172.
Webseites with Ethics Resources (English)
The following webpages provide a broad range of resources for discussions of ethical issues and for researchers who have to make ethical decisions or write ethics proposals for review boards and informed consent forms for their participants.
- The American Psychological Association: Frequently asked questions, e.g. about ethical dilemmas (FAQs).
- The Intercollegiate Ethics Bowl is an annual competitive intercollegiate ethics debate tournament for university students in the United States of America. The Ethics Bowl website provides resources for Ethics Bowl participants, but also for those who want to arrange similar tournaments in their own school, university or other institution.
- The International Society for Environmental Ethics (ISEE) offers resources such as publication lists.
- The Linguistic Society of America (LSA) provides a list of ethics statements and further materials
- The SATORI project (Stakeholders Acting Together On the ethical impact assessment of Research and Innovation) develop an ethics assessment framework based on a systematised inventory of current pratices and principles in ethics assessment
- The US Office of Research Integrity offers training and resources related to research integrity and scientific misconduct.
- Publication-ethics.org is an initiative encouraging conversations on publication ethics in the humanities.
(Research) Ethics Journals
- Ethics – An International Journal of Social, Political, and Legal Philosophy, The University of Chicago Press, ISSN: 0014-1704
- Ethics & Behavior, Routledge, ISSN: 1050-8422
- Journal of Academic Ethics, Springer, ISSN: 1570-1727
- Journal of Empirical Research on Human Research Ethics, SAGE, ISSN: 1556-2646
- Monash Bioethics Review, Springer, ISSN: 1321-2753
- Research Ethics, SAGE, ISSN: 1747-0161
Recent Ethics Guidelines and Codes of Conduct (English, since 2000)
Linguistics and Computational Linguistics
2012: Association of Internet Researchers (AOIR): Ethical decision-making and Internet research
2016: Sign Language Linguistics Society: SLLS Ethics Statement for Sign Language Research
2017 American Association of Applied Linguistics (AAAL): AAAL Ethics Guidelines
2019: Linguistic Society of America (LSA): revised Ethics Statement
2023: Association for Computational Linguistics: ACL Policies
Psychology
2017: American Psychological Association (APA): Ethical Principles of Psychologists and Code of Conduct
2021: The British Psychological Society (BPS): Code of Ethics and Conduct
Anthropology, Fieldwork
n.d. Society for Applied Anthropology (SfAA): Statement of Ethics & Professional Responsibilities
2007: UN: Declaration on the Rights of Indigenous Peoples
2012: American Anthropological Association: Code of Ethics
2011: New Zealand Ministry of Business, Innovation & Employment: Vision Matuauranga Policy
https://www.mbie.govt.nz/science-and-technology/science-and-innovation/agencies-policies-and-budget-initiatives/vision-matauranga-policy/)
2012: Australian Anthropological Society (AAS): AAS Code of Ethics
2012: American Anthropological Association (AAA): Principles of Professional Responsibility
2021: European Commission: Research Ethics in Ethnography/Anthropology
General or Medicine
2005: European Commission Directorate-General for Research: European Charter for Researchers
2010: World Conferences on Research Integrity: Singapore Statement on Research Integrity (see also: https://www.singaporestatement.org/ )
2011: New Zealand Ministry of Business, Innovation & Employment: Vision Matuauranga Policy
2017: World Medical Association: Geneva Declaration for the medical profession (first version 1948)
2022: Central Office of the Communist Party of China and the Office of the State Council:
Opinion on Strengthening the Ethics and Governance of Science and Technology
Original version
English translation
2023: All European Academies (ALLEA) and the European Science Foundation (ESF): The European Code of Conduct for Research Integrity (earlier versions 2011, 2017)
2023: World Conferences on Research Integrity: The Cape Town Statement on Fostering Research Integrity through Fairness and Equity
Horn, Lyn, Sandra Alba, Gowri Gopalakrishna, Sabine Kleinert, Francis Kombe, James V. Lavery & Retha G. Visagie, 2023. ‚The Cape Town Statement on fairness, equity and diversity in research,‘ Nature 615, 790-793, 24 March 2023.
2023: Economics and Social Research Council UK: Research Ethics Guidance
Mein persönlicher Sprachspinat-Tipp
Den besten Einblick in wissenschaftliche Prozesse und potenzielle ethische Dilemmata bekommt man, wenn man den Forschungsprozess von verschiedenen Perspektiven aus betrachtet. Dies ist auch für Menschen möglich, die selbst nicht beruflich in der Forschung tätig sind: Zum einen kann man selbst als Versuchsperson an einer Studie teilnehmen. Gelegenheiten dazu findet man auf Webseiten von Universitäten. Man kann sich aber auch die Öffnung der Wissenschaft zunutze machen und an Citizen-Science-Projekten teilnehmen, bei denen man auch ohne akademische wissenschaftliche Ausbildung zur Datenerhebung oder -analyse von Forschungsprojekten beitragen kann. In solchen Projekten kann man z.B. Naturbeobachtungen machen und weitergeben oder einfache Datenanalyseschritte anhand von offenen Daten durchführen. Wer solche Projekte sucht, findet auf der Sprache-Spiel-Natur-Webseite einen Blogbeitrag mit Webseiten für Citizen-Science-Projekte. Einige sind spielerisch gestaltet, einige wenden sich an Kinder, andere hingegen an Erwachsene. Außerdem sind Projekte aus ganz unterschiedlichen Disziplinen dabei, z.B. Projekte zu sprachlichen Varietäten, aber auch Projekte zur Biodiversität.
Wenn man auf diese Weise einen Einblick in den wissenschaftlichen Prozess erhalten – und vielleicht auch noch nach dem Projektende Veröffentlichungen zu den entsprechenden Studien gelesen hat, kann man die eigenen Erfahrungen und das Gelesene vor dem Hintergrund der Ethikrichtlinien betrachten, die im heutigen Blogbeitrag erwähnt wurden. Dann werden vielleicht auch die vielen Fragen und Angaben in den Einwilligungserklärungen verständlicher und man versteht manche Vorgehensweisen bei der Datenerhebung besser.